Allgemein

Kompensationsbewegungen sind doch etwas ganz normales- warum muss man sich darum kümmern?
Die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Organismus ist in der Tat höchst beeindruckend. Wenn eine Körperregion verletzt ist oder aus anderen Gründen nicht optimal funktioniert, findet der Körper einen Weg, dieses Defizit auszugleichen. Oftmals geht dies jedoch zu Lasten von anderen Strukturen und die Effizienz der Bewegung geht verloren. Dem Organismus ist das Überleben (und somit Bewegung allgemein, Quantität) wichtiger als die perfekte Balance im Bewegungsapparat (höchste Bewegungsqualität). Kompensationsmuster sind also tatsächlich etwas ganz normales – nur dass sie bei extremer Ausprägung und/oder auf Dauer und unter Einwirkung von weiteren Faktoren zu Beschwerden und Leistungseinschränkungen führen können. Das Ziel ist es also, herauszufinden, wieviel Kompensationsmuster “zugelassen” werden können, damit Sportler trotzdem in ihrer Sportart die volle Leistungsfähigkeit entfalten können und Gesundheit und Wohlbefinden gewahrt werden können. Es geht also keinesfalls darum, dass das Bewegungssystem “perfekt” funktioniert, sondern um eine ausgewogene Balance für jeden individuellen Fall.
Was sind “neurobasierte” Übungen?
Unser Gehirn nimmt mit allen zuständigen Systemen permanent Informationen auf, interpretiert sie und entscheidet dann über den Output (z.B. Leistungsfähigkeit, Schmerzen). Bei Übungen auf neurobasierter Basis kommt es darauf an, herauszufinden, was das Gehirn als positiv und nicht als Bedrohung bewertet. Neuro-funktionelle Tests bilden also die Grundlage dafür, welche Übungen nötig sind.
Dies ist individuell abhängig je nach Kompensationsmuster, die wiederum vom Lebensstil, vergangenen Verletzungen, Traumata, Bewegungsalltag, mentaler Verfassung usw. abhängen.
Neurobasierte Übungen sind eine Art “Software”- Training, besonders anfänglich sind dies meist sehr leichte Übungen, da der Körper bei zu hoher Intensität sehr schnell in ein altes Kompensationsmuster fällt.
Wenn das Gehirn sowieso alles aufnimmt und verarbeitet, ist klassisches Training dann nicht auch "neurobasiert"?

Training, genau wie jeder andere Reiz in jeder weiteren Situation im Alltag und im Beruf, wird vom Gehirn wahrgenommen, verarbeitet und für das weitere Verhalten umgesetzt. In dieser Hinsicht ist alles, was wir machen, „neuronal“.

Was unterscheidet also klassisches Training von neurobasiertem Training? Der Schwerpunkt liegt darin, dass diejenigen Input-Reize, die auf einen Menschen wirken, individuell ausgetestet werden müssen, um tatsächlich eine Aussage darüber zu bekommen, ob das jeweilige Gehirn positiv oder negativ reagiert. So kann es sein, dass klassische Übungen bzw. Verhaltensweisen im Alltag sich „nicht schlecht anfühlen“, jedoch vom Gehirn als unsicher beurteilt werden und daher die Leistungsfähigkeit einschränken bzw. Symptome entstehen.

Neurobasiert bezieht sich also darauf, dass die Inhalte (z.B. Training) immer spezifisch zum jeweiligen Individuum und dessen Kontext angepasst werden müssen.

Was ist noch Inhalt meiner Trainings- und Bewegungsphilosophie außerhalb spezieller neurobasierter Übungen?
Das primäre Ziel ist zunächst die Wiederherstellung der optimalen Kommunikation (isolierte Ansteuerung) von einzelnen Gelenken, die dann Schritt für Schritt im Zusammenspiel mit weiteren Gelenken trainiert werden, bis schließlich große Bewegungen in hoher Qualität möglich sind.
Um anfänglich hohe Bewegungsqualität zu erreichen, werden die neurobasierten Korrekturübungen ggf. durch manuelle Lockerungstechniken, myofaszialen Release-Methoden, Atemübungen, Augenübungen, Narben-Techniken, Balance-Übungen oder weiteren Grundlagen ergänzt.
Mein letztendliches Ziel ist jedoch immer die vielfältige Bewegungsfreiheit durch häufige, komplexe Bewegungen im Alltag oder im Sport. Hier kommen sowohl klassische Übungen aus dem Körpergewichts- und Krafttraining, natürliche Bewegungsformen sowie allgemeine Bewegungen im Beruf oder zuhause ins Spiel.
Was ich nicht mache...

Ich bin kein Freund von Standard – Lösungen wie z.B. Fitnesstraining, das für jeden Menschen gleich aussieht. Ein neurobasierter Ansatz ist immer individuell. Ich bin kein Vertreter davon, Verspannungen oder Einschränkungen mit pauschalen Übungen zu behandeln. Gerade wenn es um Verspannungen geht, herrscht oft die Meinung, man müsse die verspannten Muskeln lockern (z.B. durch Dehnen, Faszienrolle oder Massage). Viele Verspannungen lösen sich jedoch allein, wenn man sie im Zusammenhang mit dem Rest des Bewegungsapparates behandelt. Oft ist eine Verspannung nur das Resultat eines Ungleichgewichts im Bewegungsverhalten.

Mein Verständnis von Therapie, Training und Hilfe

Ich tue mein Bestes, um Ihnen dabei zu helfen, sich selbst zu helfen!

Mein Verständnis einer Klient-Therapeut Interaktion ist nicht, dass ich Ihre Probleme löse oder Ihren Körper “korrigiere”, obwohl einige der Behandlungsmethoden dies vermuten lassen. Ich sehe Training / Therapie als einen gemeinsamen Entwicklungsprozess, in dem ich Ihnen helfe, sich selbst besser kennen zu lernen und Ihren Kopf mit Ihrem Körper in Balance zu bringen. Dies kann ein langsamer oder schneller Prozess sein, je nach individuellem Fall.

In diesem Sinne beschleunigen folgende Eigenschaften eine erfolgreiche Zusammenarbeit:

eine positive Einstellung gegenüber Veränderungen
ein aktives Bedürfnis nach Lösungen
die Bereitschaft, für sich selbst Mühe aufzubringen, um sich besser zu fühlen und frei bewegen zu können
Ich möchte Sie ermutigen, etwas für sich und Ihr Leben zu tun und nicht abhängig von mir zu sein.

Trainings- und Therapieeinheiten

Gibt es eine besondere Zielgruppe für individuelle Einheiten?

Im Grunde genommen nicht, da bei jedem Menschen die Bewegungsqualität unter Berücksichtigung des Nervensystems untersucht und verändert werden kann. Kommunikation und Zusammenarbeit sind wichtige Faktoren für den Erfolg, daher empfehle ich bei Kindern ein Mindestalter von 6-7 Jahren.

Wenn Sie eine akute Verletzung oder akute Schmerzen haben, ist eine ärztliche Abklärung und erforderlich, bevor Sie ein Bewegungsprogramm beginnen. Bei ernsthaften Verletzungen oder Erkrankungen ist gegebenenfalls eine ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahme vorzuziehen. Diese können Sie mit individuellen Trainings- oder Therapieeinheiten ergänzen, jedoch nicht ersetzen.

Hier einige schwerpunktartige Klientengruppen:

 

  • Menschen, die zwischen Physiotherapie, Osteopathie und Training eine Brücke schlagen wollen
  • Freizeit- und Leistungssportler, die Leistungsreserven mobilisieren wollen
  • Menschen mit Einschränkungen oder Schmerzen am Bewegungsapparat, die mit konventionellen Methoden nicht hinreichend Erfolg hatten. Besonders hier macht es Sinn, über einen ganzheitlichen und pro-aktiven Ansatz nachzudenken (siehe auch nächste Frage).
Gibt es typische Anwendungsbereiche oder Beschwerdebilder / Verletzungen, bei denen mein Ansatz Sinn macht?

Wie oben bereits beschrieben, gibt es wenige Ausnahmesituationen, bei denen zunächst medizinische Abklärung und/oder Rehabilitationsmaßnahmen an primärer Stelle stehen sollten.

Im Allgemeinen jedoch verspricht ein neurobasierter Bewegungsansatz  immer Fortschritte, denn eine positive Veränderung der Bewegungs-„Software“ ist jederzeit möglich.

Im Sport ist die Anwendungsbreite nahezu unbegrenzt. In der Therapie macht es vor allem bei dauerhaften Beschwerden Sinn, wie bei typischen Überlastungserscheinungen, z.B.:

  • Muskeldysbalancen und -schmerzen,
  • Rückenschmerzen, 
  • Ischialgie,
  • Tendinitis/Bursitis,
  • Rotatorenmanschettenprobleme,
  • Knieschmerzen/-verletzungen,
  • Läuferknie,
  • Achillessehnenprobleme,
  • Plantarfasziitis,
  • IT-Band Syndrom,
  • Fußfehlstellungen und -beschwerden,
  • Thoracic Outlet Syndrom,
  • Karpaltunnelsyndrom,
  • Tennis- u. Golfer-Ellenbogen,
  • Schienbeinkantensyndrom und viele mehr

Dank spezieller Test- und Behandlungsprotokolle des Konzepts NKT bin ich ebenfalls in der Lage, mittels neurobasierten Übungen einige weniger übliche „Spezialgebiete“ zu behandeln, wie z.B.:

 

  • Muskuläre Ungleichgewichte im Bereich der Kopf- und Gesichtsmuskulatur (Nackenbeschwerden, Augendysfunktionen, Kiefergelenksbeschwerden / CMD, Spannungskopfschmerzen, Zungenbeinbeschwerden / Schluckbeschwerden),
  • Beckenbodenschmerzen und / oder -instabilitäten
  • Dysfunktionelle Atemmuster (Breathing Patterns) und Diaphragma- (Zwerchfell)-Dysfunctionen
  • Narben-Schmerzen / Narben-Therapie
  • Bänderschmerzen
  • Menschliches Laufmuster und rotatorische Bewegungen (z.B. In Sportarten mit hoher rotatorischer Bewegungskomponente)

Als weiteres Spezialgebiet habe ich mir in den letzten Jahren die Rehabilitation nach Gehirnerschütterungen (Concussion Rehabilitation) aufgebaut. Oftmals stammen aktuelle Symptomatiken ebenfalls von den Folgen einer nicht optimal rehabilitierten Gehirnerschütterung.

In welcher Region sind Trainings- und Therapieeinheiten möglich und wo finden sie statt?

Primär im Raum Magdeburg und Umgebung. Kontaktieren Sie mich für eine individuelle Absprache.

Wie sieht eine Therapie- / Trainingseinheit aus und wie lange dauert sie gewöhnlich?
Zunächst nehme ich mir Zeit, Ihre Bewegungsgeschichte sowie Ihre aktuelle Situation aufzunehmen. Danach analysiere ich gezielt Ihre Bewegungen, von der einfachen Gelenkbewegung bis hin zu komplexen Ganzkörperbewegungen. Ich überprüfe mittels neurologischen und funktionellen Tests die Bewegungsfähigkeit und neuromuskuläre Funktion Ihres Bewegungssystems. Sie werden dabei aktiv mit einbezogen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie Ihr Körper Bewegungen organisiert. Dieser Prozess ist eine Art “gemeinsame Detektivarbeit”.
Nachdem wir zusammen herausgefunden haben, wie Ihr Gehirn mit dem restlichen Bewegungssystem kommuniziert, nutze ich manuelle Lockerungstechniken sowie Mobilisations- und Ansteuerungsübungen und ich zeige Ihnen mittels genauem Coaching gezielte Übungen und Bewegungen, die Sie in den Alltag oder in den Trainingsprozess integrieren können, natürlich angepasst auf Ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse hin angepasst.
Die erste Einheit dauert meist ca. 2h, Folgeeinheiten meist 60-90min.
Was sollte ich während einer Trainings- / Therapieeinheit anziehen?
In der Regel reicht bequeme Alltagskleidung oder Sportkleidung, in denen Sie sich wohlfühlen und gut bewegen können (z.B. Kniebeuge, Vorwärtsbeuge, Überkopf-Greifen). Das komplette Entkleiden ist i.d.R. nicht notwendig. Die Füße sollten auch barfuß verfügbar sein.
Wie lange dauert es i.d.R., bis man Veränderungen merkt?

Veränderungen innerhalb der Bewegungsfähigkeit und Körperkontrolle sind schon in der ersten Einheit zu spüren, da Veränderungen durch das zentrale Nervensystem immer sofort ersichtlich sind. Ob die Veränderungen der Bewegungsmuster jedoch auch nachhaltig bestehen bleiben, hängt davon ab, was zu den Leistungseinschränkungen / Dysbalancen geführt hat.

Wenn es sich um ein Problem handelt, welches durch temporäre Einflüsse entstanden ist (z.B. vor kurzem erlebte Verletzungen, aktueller körperlicher oder emotionaler Stress), dann braucht es i.d.R. weniger Trainingseinheiten.

Wenn es sich um Dysbalancen handelt, die durch permanente oder ältere Einflüsse entstanden sind (z.B. schlechte Haltungsgewohnheiten, einseitige Belastung, vergangene Verletzungen / Traumata, permanenter emotionaler Stress), dauern Veränderungen länger. Dies ist auch stärker abhängig davon, wie sorgfältig und nachhaltig der Alltag verändert wird (z.B. durch Korrekturübungen, neue Haltungsgewohnheiten, Atem- und Entspannungsübungen, mentales Training…).

Können Einheiten über Krankenkassen abgerechnet werden?

Über gesetzliche Krankenkassen gibt es leider bisher keine Möglichkeit, individuelle Trainings- / Therapieleistungen abzurechnen. Bei privaten Krankenversicherung ist eine Abrechnung teilweise möglich. Ich empfehle, dass Sie sich eine Auskunft über mögliche Abrechnungsbedingungen einholen.

Ist eine Betreuung zwischen den Trainings- / Therapieeinheiten möglich?

Mir ist ein beidseitiger Austausch über die Hausaufgaben und den Trainingsfortschritt wichtig, daher können Sie mich gern per Telefon kontaktieren, sodass ich Ihnen helfen kann. Hilfe per E-Mail mit Übungstipps oder eine Skype-Konsultation ist auch möglich.

Daniel Müller NKT

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Sport- und Bewegungstherapeut und Trainer verbinde ich meinen Wissens- und Erfahrungsschatz aus neurobasierten Ansätzen und Natural Movement zu einer individuellen Herangehensweise, die auf hohe Bewegungsqualität abzielt, egal ob in der Therapie oder im Hochleistungssport. Ich kombiniere medizinisch-therapeutisches Wissen mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, einem breiten Verständnis für menschliche Bewegungen und Trainingslehre sowie einem bio-psycho-sozialen Modell von Gesundheit.